Nach fast einjähriger Vorbereitung ist es soweit. Ich fliege nach Afrika. Mein Safari-Rucksack ist verstaut und ich mache es mir in der feinen Turkish Airlines Business Class gemütlich. Ein letztes Mal checke ich meine E-Mails und sehe: Programmänderung. Ob ich länger bleiben könne, lautet die Frage, drei Flüge seien storniert worden. Ich denke kurz nach und antworte: „Sicher, denn ich bin jetzt Abenteurerin und gehe auf Safari.“

Um fünf Uhr Früh ist es noch tiefe Nacht, als ich vom Flughafen Kilimanjaro nach draußen gehe, um nach meinem ersten Guide Ausschau zu halten. Simon lässt mich wissen, dass ich sein VIP Gast wäre. Wie schön! Und schon geht es los, auf Safari. Ich, im offenen Jeep und noch im sommerlichen Europa-Outfit, frierend, es ist kalt um diese Uhrzeit und Jahreszeit im Juli. Am Straßenrand bewegt sich etwas. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen, bemerke ich, dass links und rechts der Straße viele Menschen entlang gehen. Simon klärt mich auf: „Wir beginnen früh zur arbeiten und die Schüler haben einen oft stundenlangen Schulweg vor sich.“

Wir passieren Arusha, eine Stadt im Nordosten Tansanias. Benannt ist sie nach einem in der Region lebenden Volk der Massai. Links und rechts der Straße sehe ich Sofas, Betten, Kleider, Fernseher – die Geschäftsleute stellen ihre Waren aus. Ob ich mir ein Bett kaufen würde, das täglich am Straßenrand auf einem sandigen Boden stehend angeboten wird? Wohl eher nicht. Aber es ist erstaunlich, neu, fremd, reizvoll und ich bin fasziniert von diesen neuen Eindrücken. Auch von den einfachen Garküchen, in welchen Bohneneintopf zum Frühstück angeboten wird. Simon plaudert munter drauf los, ich lerne meine ersten Worte Swahili: Asante sana, vielen Dank, Karibu sana, sehr gerne. Ich mag es und beschließe gut zuzuhören. Unser Ziel ist der Lake Manyara Nationalpark. Dort angekommen, wird erst einmal gefrühstückt, im Freien versteht sich. Neben mir tummeln sich neugierige Paviane. Ich stimme der Begeisterung Ernest Hemingways zu. Der Lake Manyara ist ein Juwel, umgeben von einem schmalen grünen Waldgürtel, überragt von der majestätischen Steilwand des Rift Valley, für Hemingway war es das Schönste, was er je in Afrika gesehen hatte. Wenige Meter nach dem Parkeingang windet sich die Straße durch einen üppigen Wald, in dem Diadem-Meerkatzen flink durch uralte Mahagonibäume turnen. Genährt wird diese Vegetationsvielfalt durch Bäche, die aus dem Grund des Steilhangs plätschern, und Wasserfällen, die sich über die Klippen ergießen. Den Kontrast zur Intimität des Waldes bildet die grasbewachsene Schwemmebene, von der man über den 950 Meter hoch liegenden, sodahaltigen Lake Manyara weit nach Osten zu den zerklüfteten blauen Vulkangipfeln blicken kann, die sich gewaltig aus der endlosen Massai- Steppe erheben. Große Büffel-, Gnu- und Zebraherden versammeln sich auf diesen grünen Ebenen, ebenso wie die sich anmutig durchs Gras bewegenden Giraffen. Am nördlichen Seeufer stoßen wir auf Flusspferde, die im See eine Erfrischung vor der jetzt brennenden Sonne suchen. Der schmale Akazienwald- Gürtel im Inneren der Schwemmebene ist der bevorzugte Aufenthaltsort von baumkletternden Löwen und von Elefanten, die sich trotz ihrer eindrucksvollen Stoßzähne mühelos durchs Dickicht bewegen. Scharen von Zebramangusten flitzen zwischen den Akazien hin und her, während die winzigen Dikdiks im Schatten der Bäume nach Nahrung suchen. In der Ferne entdecken wir Silhouetten von Klippspringern. Zu den Besonderheiten des Parks zählen auch 400 Vogelarten, die hier beheimatet sind und in Scharen über das Wasser schwirren. Nur die berühmten rosafarbenen Flamingos, die neben Pelikanen, Kormoranen und Störchen am See Halt machen, können wir nicht erspähen. Später steht ein Ausflug ins Massai-Dorf Esilalei auf der Tagesordnung. Ich besichtige die neugebaute Schule, das Dorf und spreche mit den Lehrern. Die Frauen singen und tanzen für mich und ich bekomme ein handgemachtes buntes Perlenarmband als Geschenk, das ich seitdem nicht mehr abgelegt habe. Massai sind Nomaden, die in der Steppe Südkenias und Nordtansanias leben. Man nimmt an, dass die Vorfahren der Massai vor drei- bis vierhundert Jahren aus der Gegend des Nil-Mittellaufs, dem heutigen Sudan, in die Gegend östlich des Victoriasees zogen. Im Lauf der Geschichte mussten die Massai laufend „ihre Steppe“ gegen andere eindringende Stämme verteidigen und sich behaupten. Mit Erfolg, auch heute noch können sie größtenteils unbehelligt von fremden Einflüssen in ihrer traditionellen Weise leben. Die Kinder werden schnell erwachsen. Buben werden ab ihrem 12. Lebensjahr zu Kriegern ausgebildet und Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren verheiratet. Männer haben mehrere Frauen, denn für einen Massai ist es das höchste Ziel so viele Kinder wie nur möglich zu haben. Zur Altersversorgung. Das Dasein der Frauen ist bestimmt von der Fürsorge der Familie und der Unterordnung im Patriarchat. Die „Könige der Steppe“ leben vom Verkauf handgemachter Produkte, sie hüten ihre Ziegen und Rinder. Je mehr Tiere ein Massai besitzt, als umso reicher gilt er. Gegessen wird hauptsächlich Fleisch, auch Mais ist inzwischen zum Grundnahrungsmittel geworden. Aus ihm wird Ugali (Maisbrei) hergestellt. Getrunken wird die Milch der Tiere.

Es ist erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Spätnachmittags wird es auch wieder merklich kühler und wir brechen auf nach Karatu zur exklusiven Plantation Lodge, die meine erste Herberge sein wird. In meiner Suite erwartet mich ein gemütliches Kaminfeuer und im Restaurant ein wärmendes Abendmenü. Auch am nächsten Morgen heißt es wieder früh aufstehen. Dies sollte auch in den nächsten Wochen so bleiben, denn lange schlafen ist hier nicht. Man fliegt auch nicht um die halbe Welt, wenn man wilde Tiere sehen will. Also Aufbruch zum Manyara-Airstrip und Abflug nach Seronera in die atemberaubend schöne Serengeti, die Savannenregion von etwa 30.000 Quadratkilometern, die sich vom Norden Tansanias, östlich des Victoriasees, bis in den Süden Kenias erstreckt. Ich werde bereits von Johann Lombard, einem zweifachen Familienvater aus Südafrika und Marketingchef von Maasai Wanderings und Nasikia Camps, erwartet. Johann ist Vollprofi. Er bildet seit vielen Jahren Guides aus. Mit Tieren und der Natur kennt er sich aus wie kein an-derer und ich fühle mich sicher wie nie zuvor. „Alles hat einen Wert“, lässt er mich wissen, „die Dinge, die wir erwarten, geschehen oft nicht, dafür passieren viele andere, man muss nur seine Sinne aktivieren.“ Ob ich den süßen Duft der Elefanten riechen kann, fragt er mich, natürlich nicht, sage ich. „Du wirst sie ab morgen riechen können“, sagt er mir. Ich bin gespannt. Ich bin auf Safari, ich bin auf Safari, ich bin auf Safari, singe ich leise vor mich hin und lehne mich zurück um loszulassen. Was ich sehe, ist eine nahezu endlose, in der Sonne golden leuchtende Steppenlandschaft, wir kommen gerade recht zur berühmten „Golden Hour“. „Oft möchten unsere Gäste schon in der ersten Stunde die ‚Big Five’ sehen. Wir befinden uns hier aber nicht in einem Zoo. Hier leben wilde Tiere in Freiheit und wir dürfen sie besuchen.“ Lange muss ich nicht warten, ich sehe sie im Rückspiegel des Jeeps. Eine Löwin, die gemächlich auf uns zutrottet. Vor dem Jeep spaziert ein Löwe vorbei, wissend, dass er der König der Tiere ist. Spätestens jetzt hat Afrika mich voll im Griff. Ich bin sprachlos ob der Schönheit der Landschaft, bemerke, dass aller Alltagsstress von mir abfällt, ich bin gefangen vom unendlichen Zauber des schwarzen Kontinents, Mama Afrika, und fühle mich so frei wie nie zuvor. Auf dem Weg ins Ehlane Plains Camp in der östlichen Serengeti, welches im Februar dieses Jahres eröffnet wurde, sehe ich Gazellen, kreisende Geier, Adler, Geparde, Elefanten, Gnus, Hyänen. Mehr oder weniger fast im Vorbeifahren. Unsere Lodge erreichen wir bei Sonnenuntergang und meine Bleibe ist ein Zelt. Jedoch mit jedem erdenklichen Luxus ausgestattet: einem Himmelbett, einem kleinen Wohnzimmer, kuscheligen Handtüchern im Bad und einem – tataaa – Starbed! Auf einer hölzernen Plattform in etwa drei Metern Höhe, unmittelbar neben meinem Zelt befindet sich ein weiteres Bett, im Freien. Mit einer grandiosen Aussicht bis zum Horizont. „Hier kannst du nachts die Sterne betrachten und die Tiere hören. Du wirst Venus, Jupiter, Saturn und Mars mit freiem Auge sehen“, werde ich von meinem Butler-Host informiert. Ich bin begeistert, genauso habe ich es mir vorgestellt und ein Zitat von Karen Blixen fällt mir ein: „There is something about safari life that makes you forget all your sorrows & feel as if you have drunk half a bottle of champagne – bubbling over with heartfelt gratitude for being alive.“

Bevor ich dem stillen Inselleben mit Haut und Haar verfalle, fliege ich zurück auf den Kontinent, Capetown calling! Kapstadt ist die historische Mutterstadt Südafrikas, zu den größten Attraktionen zählt der Tafelberg mit einer Höhe von 1086 Metern. Majestätisch thront er über der Metropole am Kap der guten Hoffnung, die sich besonders gut dafür eignet, um die Entwicklung Südafrikas nach dem Ende der Apartheid vor über 20 Jahren zu hinterfragen, denn die Kapregion galt immer als die Riviera Afrikas und Kapstadt als die weißeste Stadt Südafrikas – ein Stück Europa am anderen Ende der Welt. Stadt und Hafen wurden nach langer Trennung durch einen gelungenen Stadtumbau zur Victoria & Alfred Waterfront vereinigt. Dort treffe ich Penny Rodenhurst und Keith Barnett. Die beiden haben sich mit ihrem Silver Forest Boutique Lodge & Spa in Somerset West am Helderberg Mountain einen kleinen feinen Rückzugsort geschaffen. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in die grandiosen Winelands rund um Kapstadt, verkosten tagelang vielfach prämierte Weine und lassen es uns kulinarisch so richtig gut gehen. Chauffiert werden wir stilgerecht vom SA-Classic-Cars- Gründer persönlich. In Andrew Heaths Bentley S-Type aus dem Jahr 1956 sitze ich gemütlicher als zuhause am Sofa. Abends geht es nach wohltuenden ausgewählten Spa-Treatments und einer Außentemperatur (im Juli ist Winter) von 12 Grad in den holzbeheizten Hot Tub meiner eleganten Suite, es versteht sich fast schon von selbst, dass mir mein Butler auch noch schnell eine Flasche Champagner unterjubelt. Über mir leuchtet der eindrucksvolle Sternenhimmel Afrikas. Nach diesen Wochen des Reisens denke ich langsam wieder an meine Familie und an meinen Schreibtisch. Aber noch ist es nicht so weit. Von Kapstadt fliege ich via Johannesburg zurück nach Vilanculos in Mosambik. Wieder erwartet mich mein privater Helikopter direkt vor dem Gate und bringt mich direkt nach Benguerra, eine Insel im Bazaruto-Archipel. Besonders gut gefällt mir, dass das Azura Benguerra Resort unter vollkommen ökologischen Gesichtspunkten erbaut wurde und komplett aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Es ist kohlenstoffneutral und fördert sowohl den Umweltschutz als auch Sozialprojekte wie den Rainbow Fund der Azura Gruppe. Es ist die erste Wohltätigkeitsorganisation dieser Art in Mosambik. Der Rainbow Fund unterstützt nicht nur besondere Veranstaltungen wie Weihnachts-, Kinder-, Umwelt- oder Frauentage, bei denen Kinder und ihre Familien gefördert werden, sondern auch Umweltinitiativen.

Dunkelheit nur mehr in Begleitung im Gelände bewegen darf. Kein Thema, denn ich höre sie schon. Die wilden Tiere. Das Brüllen der Katzen, das Schreien der Hyänen. Es ist Jagdzeit und ich möchte ganz bestimmt nicht zur Beute werden. In meinem Zelt gibt es ein Walkie-Talkie, über welches ich jederzeit einen der Mitarbeiter erreichen kann. Wifi gibt es im Hauptzelt. Angst habe ich keine, schließlich bin ich Abenteurerin und weiß mich gut aufgehoben. Und ich schlafe gut mit den beiden Wärmeflaschen im Bett, denn nachts ist es nun – im Gegensatz zum Tag – richtig kalt. Dieses Mal darf ich länger schlafen, bis sieben Uhr wohlgemerkt. Ich bekomme Tee und Gebäck ins Zelt serviert. Ein Angebot, das ich aufgrund der niedrigen Temperaturen nicht ausschlage. Ich überlege mir den Dresscode des Tages. „Keine grellen Farben“ lautet die Info. Lieber Khaki. Blau oder schwarz? Ganz falsch. Blau zieht Tsetsefliegen an. Weiß? Geht sowieso nicht, denn schon nach den ersten Kilometern entlang staubiger Pisten wäre es ohnehin Khakifarben. Schwarz-Weiß tragen nur Zebras. Und das aus einem guten Grund: Die Tsetse-Fliege überträgt die Erreger für eine Krankheit, die beim Menschen Malaria und bei Tieren Nagana genannt wird. Gegen diese Tierseuche ist das Zebra nicht resistent. Die schwarzen Streifen schützen das Tier mit Grundfarbe weiß also nicht nur vor Krankheit und Tod – es würde nach wenigen Tagen an Hirnhautenzündung sterben – sondern tragen auch zur Kühlung bei. Was aber ist mit anderen Farben? Mein Fleeceshirt ist pink. „Solange du im Jeep sitzen bleibst und dich nicht hinauslehnst, ist alles gut. Verhalte dich unauffällig“, so der Rat von Johann. Als wir zu Fuß auf Pirsch gehen, kommen wir den Tieren recht nahe. Und ich trage brav Khaki, wie die Serengeti und die Löwen und die Geparde und falle nicht weiter auf. Immer noch möchte ich das Risiko, zur nächsten Mahlzeit zu werden, nicht eingehen. „Hand heben heißt Stop, Faust bedeutet Einfrieren“, so der Busch-Experte vor unserer „Walking Safari“. Johann geht vor, ich bleibe im Abstand einer Armlänge in der Mitte und hinter mir Karim, ebenfalls top-ausgebildeter Safari-Guide. Wie ich etwa mit einem Bein in der Luft einfrieren soll, frage ich. „Keine Angst, Raubtiere passen zuerst einmal höllisch auf selbst nicht verletzt zu werden. Sie checken jede Situation vorher genau ab. Menschen haben wie sie selbst die Augen nach vorn gerichtet und nicht wie Beutetiere auf der Seite“, erfahre ich. Klingt logisch für mich, ich sehe mich jetzt auch als Raubtier. Nach einigen Tagen geht es weiter in den Norden. Auf dem Weg zum nächsten Air-Strip am frühen Morgen stoßen wir nach einer Kurve auf eine Elefantenherde. Eine Elefantenkuh ist hochschwanger und nicht gerade erfreut über unser Kommen. Auf Johanns Anraten stellt Karim den Motor ab, wir bleiben ruhig sitzen, als uns die tierische Dame nur ein paar Meter von unserem Jeep entfernt zeigt, wer die Chefin im Busch ist. Sie trompetet in großer Aufregung, wirft den Kopf von links nach rechts, stampft auf den Boden und wirbelt Staub auf. Nun beginnt Johann mit ihr leise und sanft zu sprechen. Er erzählt ihr, wie schön sie ist, dass sie in Ruhe weiterziehen kann. Nach sieben Minuten zeigt sich ein Ergebnis. Sie kommt auf uns zu, ist jetzt zum Greifen nah und bleibt unmittelbar neben mir stehen. Nach weiteren zwei Minuten tritt sie den Rückweg zur Herde an und wir setzen unseren Weg fort. Ich bin sprachlos, Johann der Elefantenflüsterer. Viele solcher Videos kursieren im Internet. Jetzt weiß ich, dass sie wahr sind.

Wir landen in Kogatende und logieren im Naturidyll Kaskaz Mara Camp in der nördlichen Serengeti. Es gehört zur Gruppe der Nasikia Camps. Donna Duggan ist nach dem tragischen tödlichen Flugzeugabsturz ihres Mannes Naseeb im Herbst 2017 die Managerin von Maasai Wanderings als auch von Nasikia Camps. Ich treffe sie zum Buschpicknick im Camp. Die zweifache Mutter erzählt, dass die Ursache immer noch ungeklärt ist. Sie ist tapfer, versucht stark zu sein für die gemeinsamen Kinder und die große Aufgabe, das Unternehmen, das sie gemeinsam jahrelang mit Naseeb erfolgreich aufgebaut hat, nun in der rauen afrikanischen Businesswelt allein zu führen. Kaskaz Mara Camp ist wie Ehlane Plains ein Zeltcamp. Es befindet sich in der Nähe des Mara Flusses, ich sehe große unberührte Hügellandschaften und eine Vielfalt an Wildtieren wie Flusspferde, Topis, Gnus, Thomson Gazellen, Giraffen. Zudem ist diese Region auch das Zuhause der größten verbliebenen Ansammlung an Elefanten in der Serengeti und auch Raubtiere gibt es reichlich. Die Wildtierbeobachtung findet ihren Höhepunkt, wenn die riesige Herde voller Gnus und Zebras von und zu der Maasai Mara während der Trockenzeit wandern, üblicherweise zwischen Mitte Juli und September. Während dieser Trockenzeit verwandelt sich auch der Mara Fluss in einen Strudel aus Schlammwasser, viele Flusspferdschulen können beobachtet werden und Nilkrokodile lauern unter der trüben Wasserfläche.

Bevor ich mich von der Serengeti verabschiede und in den Süden Tansanias nach Selous Sumbazi weiterfliege, lege ich einen Stop in der luxuriösen Legendary Lodge in Arusha ein. Ich besuche den Central Market, verkaufe dort sogar selbst Tomaten und staune über mich selbst, wie schwer es mir fällt, wieder in der „Zivilisation“ einer Stadt zu sein. So schön die Lodge ist, ich stehe schon wieder in den Startlöchern für meine dritte Safari. Das Selous-Wildreservat ist 50.000 Quadratkilometer groß. Hier begegne ich meinem ersten Leoparden. Die Region ist vor allem auch für seine Wildhunde bekannt, die nicht lange auf sich warten lassen. Direkt am Ruaha Fluss, kurz vor dessen Mündung im Rufiji Fluss, im Südosten des Landes und Stunden von anderen Lodges und Camps entfernt, liegt dieses größte Schutzgebiet Afrikas. Joseph Nenga, mein Guide, wird am Ende zu einem Freund. Es macht einen Unterschied, ob man jemanden beim Abendessen trifft oder mit ihm tagelang im Busch unterwegs ist. Der vierfache Familienvater lehrt mich täglich Neues. Und überprüft am nächsten Tag mein Wissen. Auch mein Swahili wird dank ihm nach und nach besser. Er hat auch Verständnis dafür, dassich – nach Terrainsicherung – auf einen riesigen Termitenhügel klettern will als auch auf einen Baum, auf dem ein Wildhund hängt, den ein Leopard – der seine Beute auf Bäumen deponiert – dort platziert hat. Ein Infinity Pool mit Aussicht auf den Fluss, gesäumt von einem Sonnendeck mit gepolsterten Holzliegen ist der Mittelpunkt des Azura Selous Game Reserve, daneben liegt das Restaurant, in welchem mein persönlicher Kellner Imma so um mich besorgt ist, dass ich gut drei Kilos zulege. Mein aufwändig gestaltetes Villa-Zelt samt zusätzlichem Outdoor-Bad liegt nur ein paar Meter vom Fluss entfernt. Während ich auf meiner Terrasse massiert werde, grunzen die Flusspferde im Fluss. Während der Nacht kommen sie direkt vor mein Zelt und unterhalten sich lautstark. Ich habe mich mittlerweile an die nächtlichen Tiergeräusche gewöhnt und schlafe tief und fest. Auch an das Leben hier habe ich mich gewöhnt: Kaum Wifi zu haben, früh schlafen zu gehen und früh aufzustehen, Buschpicknicks, Sonnenuntergänge, Jeep- und Walking- Safaris– beobachten, lernen und immer wieder aufs Neue staunen ist die Devise.

Nach mehr als drei Wochen im Busch frage ich mich: Was ist Luxus? Autos, Essen, Reisen sind Dinge, die auf unserer Liste meist ganz oben stehen. Während die einen Luxushotels und Privatjets, Ferraris und Michelin- Sterne-Restaurants bevorzugen, präferieren die anderen Camping, Car to go oder Pizza. In einem Punkt sind sich aber fast alle einig: Ein exklusives Sundowner- Picknick, ein Sonnenuntergang in einzigartiger Natur, Zeit zu haben und diese mit seinen Liebsten verbringen zu dürfen, gehören zu den größten Erlebnissen. Luxus zu definieren, ist also nicht ganz so einfach. Für mich sind diese Wochen in Afrika größtmöglicher Luxus. Nicht wissen zu müssen, welcher Tag gerade ist, sondern mich vertrauensvoll von Spezialisten ins Natur pur Abenteuerland entführen zu lassen. Ich genieße eine Auszeit, die ihresgleichen sucht. In Lodges, die aufgrund ihrer Beschreibung „Bush Tented Camp“ einfach erscheinen und sich als Luxusquartiere in der Wildnis herausstellen. Den ganzen Tag über Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten und exotische Pflanzen bestaunen zu dürfen. Und last but not least: Großartige Menschen kennenzulernen, die hart arbeiten, um ihre Kinder in die Schule schicken zu können damit sie einen guten Start ins Leben haben. Ich bin dankbar, asante. Und ich habe Heimweh. Nach Afrika. Nimekukukumbuka sana – ich vermisse dich sehr!

Images fromVON Einflussreiches Österreich Herbst 2018