Wenn ich beim Schreiben dieses Artikels aus dem Fenster blicke überkommt mich die Sehnsucht. Einige Monate sind vergangen, seit ich im Juli dieses Jahres das außergewöhnliche Tansania in Afrika entdecken durfte. Wer die VON Herbstausgabe gelesen hat, wird sich vielleicht an meine einzigartigen Safarierlebnisse erinnern. Diejenigen, die daran Gefallen fanden, werden hoffentlich auch mit dieser Fortsetzung Freude haben, denn meine Reise führt mich nun weiter in die exotische Inselwelt von Mosambik und in eine meiner Lieblingsstädte, nach Kapstadt in Südafrika.

Nach drei Wochen Safari im Busch von Tansania, beginnend mit dem Manyara Nationalpark über die nördliche und östliche Serengeti bis in den Süden des Landes nach Selous, ist es nun Zeit aufzubrechen. Meine Weiterreise führt mich nach Pemba, Mosambik ins Pemba Beach Hotel, eine recht akzeptable Adresse, bevor man auf eine der vorgelagerten Inseln fliegt. Pemba ist die Hauptstadt der Provinz Cabo Delgado und deren wirtschaftliches und administratives Zentrum. Entlang der Strände gibt es viele kleine Restaurants und eher einfache Unterkünfte, alles in allem ein verschlafenes Städtchen mit etwas mehr als 100.000 Einwohnern. Während meiner Fahrt zum Hotel blicke ich aus dem Autofenster und schaue mich um. Wie überall in den urbanen Regionen Afrikas bemerke ich die vielen Straßenläden auf denen so ziemlich alles angeboten wird und von Europäern eher nichts gekauft wird. Mir fallen vor allem auch die vielen Kinder auf, die auf den meist riesigen Müllbergen nach noch verwertbaren Dingen suchen. Gemeinsam mit Hunden und Ziegen, die ihrerseits auf der Suche nach Essensresten sind. In einer der vielen Seitengassen bitte ich meinen Fahrer Nathan, kurz anzuhalten. Kinder laufen auf mich zu und schauen mich erstaunt an. Es scheint nicht allzu oft vorzukommen, dass sich eine Weiße dorthin verirrt. Als ich sie frage, was sie hier tun, lautet ihre Antwort: „Müll sammeln, vielleicht ist etwas Wertvolles dabei.“ Das Müllproblem ist allgegenwärtig. Es gibt keinerlei staatliche Entsorgung und aufgrund der mangelnden Bildung, die in Mosambik wesentlich schlechter ist als in Tansania, wissen die Menschen auch nicht, dass dies ein massives nachhaltiges und vor allem auch gesundheitliches Problem darstellt. Da die Zeit nicht drängt, beschließe ich, ein wenig herum zu spazieren. Ich komme bei einem Haus vorbei, das von einer hohen Mauer umgeben ist. Eine (weiße) Frau öffnet die Türe, daneben ihre zwei kleinen Töchter, sie wirft achtlos einen großen Sack Müll vor ihr eigenes Haus. Sie lächelt mich an und grüßt freundlich, ich grüße zurück, bevor sich die Tür zu einer anderen Welt wieder schließt. Eine schwangere Mutter mit ihrem Baby auf dem Rücken kommt herbei und beginnt im Sack zu wühlen. Es dauert nur ein paar Minuten, bis sich auch andere Frauen und Kinder hinzugesellen, jeder schnappt sich seinen Teil, kaum etwas bleibt übrig. Im Februar dieses Jahres hat in Maputo, der Hauptstadt Mosambiks, eine Müll-Lawine 17 Menschen, darunter vier Kinder, getötet. Man ging davon aus, dass sie nach brauchbarem Material gesucht haben.

Seit ewigen Zeiten zieht es die Menschen in die Ferne, um fremde Länder und Menschen kennen zu lernen. Der Ausdruck Reise ist als Erbwort der deutschen Sprache schon vor dem 9. Jahrhundert belegt. Das althochdeutsche Wort „reisa“ bedeutete aufstehen, sich erheben, sich aufmachen. Dies heißt auch, wir öffnen uns für Neues. Wir brechen auf. In diesem Sinne ist Reisen etwas sehr Persönliches und Individuelles und jeder von uns muss entscheiden, was er sehen will und wovor er die Augen verschließt. Mir wird Pemba noch lange in Erinnerung bleiben. Afrika, Kontinent der Gegensätze, wie wahr. Die Stadt ist gleichzeitig das Eingangstor zu den herrlichen Inseln des Quirimbas Archipels. Diese liegen im Indischen Ozean im nördlichsten Teil Mosambiks nahe der Grenze zu Tansania. Der Archipel besteht aus 32 Inseln und erstreckt sich über 100 Kilometer entlang der Küste von Pemba bis zum Rovuma Fluss. Am Flughafen Pemba treffe ich Donovan, meinen ganz privaten Helikopter- Piloten aus Südafrika, der mich ins Azura Quilalea auf die 55,5 Kilometer entfernte Insel Quilalea bringen wird. Der Flug über die Inselwelt vor Mosambik dauert 30 Minuten. Mit nur 0,35 Kilometern sind das Azura Quilalea und die gleichnamige Insel ein sonst unbewohntes Hideaway. Vier große Sandstrände, ein direkt vom Strand aus zugängliches Hausriff und Weltklasse- Tauch- und Schnorchelspots machen die Robinson-Insel zu einem echten Traumziel und – noch – Geheimtipp. Das Schutzgebiet Quirimbas- Archipel, das seit 2008 auch zum UNESCO Welt-Kultur- und Naturerbe zählt, ist ein Paradies für Meerestiere. Ganzjährig kommt etwa die Riesen-stachelmakrele vor, außerdem saisonal Speerfische, Marlin und Thunfisch. Schildkröten nisten von Oktober bis April am Strand. Delfine gibt es das ganze Jahr über zu bestaunen und je nach Saison Buckelwale und Walhaie. In den Korallen rund um die Insel leben unzählige Fischarten wie Napoleon- Lippfische, Riffhaie, Muränen, Doktorfische, Kugelfische, Papagei- und Clownfische, um nur einige zu nennen. Auf der Insel leben auch eine Vielzahl von Vogelarten wie der Madagaskarspint, Webervögel, Stare oder Störche. Claudia Pellarini-Joubert und Leon Joubert sind nicht nur exzellente Gastgeber, sondern vor allem auch weltberühmte Profitaucher und Unterwasserfilmer. Sie bringen mir die atemberaubend schöne Unterwasserwelt von Quilalea auf verschiedenen Tauchgängen näher. Mein privater Host ist angewiesen, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen und darüber hinaus. Ich lasse mich treiben, bin überwältigt von der Schönheit und dem Luxus der Insel. Logiert wird in einer der neun feinen uneinsichtigen Villen mit freiem Blick auf den Ozean, auf Wunsch kann auch die gesamte Anlage exklusiv gebucht werden. Schon früh am Morgen unternehme ich mit Leon meist Wanderungen am Strand. Wir finden Oktopusse, Krebse und Schnecken, klettern in Höhlen und kommen gutgelaunt zum Frühstück zurück. Neben Tauchen verbringe ich meine Tage mit Lesen, Fotografieren, Nachdenken, Abschalten – ich genieße jeden Augenblick. Im Spa entdecke ich als Naturkosmetik-Liebhaberin das eine oder andere Maskenrezept und werde verwöhnt, verwöhnt, verwöhnt. In meiner Villa erwartet mich ein blumenübersätes Bubble-Bath samt Sunset-Cocktail – mein Host strahlt mich an, er weiß, dass er seine Sache sehr gut gemacht hat. Solchermaßen erholt spaziere ich zum Abendessen, welches jeweils an verschiedenen Orten stattfindet. Ganz besonders romantisch ist jenes unter den alten, legendenumwobenen Baobab-Bäumen, wo Gäste und Gastgeber gemeinsam bis tief in die Nacht hinein plaudern.

Bevor ich dem stillen Inselleben mit Haut und Haar verfalle, fliege ich zurück auf den Kontinent, Capetown calling! Kapstadt ist die historische Mutterstadt Südafrikas, zu den größten Attraktionen zählt der Tafelberg mit einer Höhe von 1086 Metern. Majestätisch thront er über der Metropole am Kap der guten Hoffnung, die sich besonders gut dafür eignet, um die Entwicklung Südafrikas nach dem Ende der Apartheid vor über 20 Jahren zu hinterfragen, denn die Kapregion galt immer als die Riviera Afrikas und Kapstadt als die weißeste Stadt Südafrikas – ein Stück Europa am anderen Ende der Welt. Stadt und Hafen wurden nach langer Trennung durch einen gelungenen Stadtumbau zur Victoria & Alfred Waterfront vereinigt. Dort treffe ich Penny Rodenhurst und Keith Barnett. Die beiden haben sich mit ihrem Silver Forest Boutique Lodge & Spa in Somerset West am Helderberg Mountain einen kleinen feinen Rückzugsort geschaffen. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in die grandiosen Winelands rund um Kapstadt, verkosten tagelang vielfach prämierte Weine und lassen es uns kulinarisch so richtig gut gehen. Chauffiert werden wir stilgerecht vom SA-Classic-Cars- Gründer persönlich. In Andrew Heaths Bentley S-Type aus dem Jahr 1956 sitze ich gemütlicher als zuhause am Sofa. Abends geht es nach wohltuenden ausgewählten Spa-Treatments und einer Außentemperatur (im Juli ist Winter) von 12 Grad in den holzbeheizten Hot Tub meiner eleganten Suite, es versteht sich fast schon von selbst, dass mir mein Butler auch noch schnell eine Flasche Champagner unterjubelt. Über mir leuchtet der eindrucksvolle Sternenhimmel Afrikas. Nach diesen Wochen des Reisens denke ich langsam wieder an meine Familie und an meinen Schreibtisch. Aber noch ist es nicht so weit. Von Kapstadt fliege ich via Johannesburg zurück nach Vilanculos in Mosambik. Wieder erwartet mich mein privater Helikopter direkt vor dem Gate und bringt mich direkt nach Benguerra, eine Insel im Bazaruto-Archipel. Besonders gut gefällt mir, dass das Azura Benguerra Resort unter vollkommen ökologischen Gesichtspunkten erbaut wurde und komplett aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Es ist kohlenstoffneutral und fördert sowohl den Umweltschutz als auch Sozialprojekte wie den Rainbow Fund der Azura Gruppe. Es ist die erste Wohltätigkeitsorganisation dieser Art in Mosambik. Der Rainbow Fund unterstützt nicht nur besondere Veranstaltungen wie Weihnachts-, Kinder-, Umwelt- oder Frauentage, bei denen Kinder und ihre Familien gefördert werden, sondern auch Umweltinitiativen.

Durch das eigene Schulprojekt konnten bisher 400 Kinder ausgebildet werden, zudem wird eine lokale Fußballmannschaft gesponsert. Das gesamte Resort auf Benguerra ist im afrikanischen Stil gestaltet und als Gast kann man zwischen fünf verschiedenen Villentypen wählen. Getaucht wird auch hier, allerdings am Two Mile Reef, ein eigenes Hausriff gibt es nicht. Dafür kann man im seichten Wasser sehr weit ins Meer hinausgehen und mit Krebsen spielen. Ideal daher auch für Familien mit kleineren Kindern! Nun, am Ende meiner Reise angelangt, frage ich mich: Was war das Schönste, das ich gesehen habe, was hat mich am meisten beeindruckt? Was die Safaris betrifft, werde ich wohl so schnell keinen Zoo mehr besuchen. Es gibt kaum etwas Überwältigenderes, als Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten zu dürfen. Was die Städte betrifft, Arusha in Tansania, Pemba in Mosambik, Kapstadt und Johannesburg in Südafrika – ich werde künftig noch mehr darauf achten, auch nicht das kleinste Stückchen Müll auf die Straße zu werfen … Wenn ich an die Inseln Quilalea und Benguerra denke, ist ein Traum wahr geworden. Und wenn ich heute die Augen schließe, denke ich vor allem an die vielen wertvollen Menschen, die ich kennenlernen durfte und die mich bei meiner einmonatigen Reise so großartig unterstützt haben. Ich habe von ihnen gelernt, wieder mit allen Sinnen bei der Sache zu sein, zu riechen, zu schmecken, zu spüren, zu hören, zu sehen. Vielen Dank, mein geliebtes Afrika.

Images from VON Einflussreiches Österreich Winter 2018